Energienetz Hamburg: Mieterstrom für Gewerbemieter

Stichworte: Mieterstrom, PV-Direktverbrauch, Gewerbemieter, Bürgerenergie

Mit einer PV-Anlage auf dem Handwerkerhof Hamburg-Ottensen liefert die Bürgerenergiegenossenschaft Energienetz Hamburg eG den Solarstrom direkt an die Gewerbemieter im Haus und ergänzt ihn mit Ökostrom aus dem Netz zu einer Mieterstrom-Vollversorgung. Die Genossenschaft sieht viel Potential für Mieterstromprojekte in Hamburg.

Die Genossenschaft hat auf dem Handwerkerhof Ottensen im Juli 2015 eine PV-Anlage finanziert, installiert und in Betrieb genommen. Zwei Drittel des erzeugten Solarstroms werden direkt an die Gewerbemieter im Haus geliefert, die Autarkiequote des Handwerkerhofes liegt insgesamt bei über 30 Prozent. Das Energienetz hat die Vollversorgung des Handwerkerhofs mit Ökostrom übernommen Für die Reststromlieferung hat die Genossenschaft eine Ausschreibung bei Anbietern von Ökostrom durchgeführt. Die Genossenschaft übernimmt als Betreiberin die komplette Überwachung und Wartung der Anlage sowie die Abrechnung. Die Mieter erhalten eine einzige Stromrechnung von EnergieNetz Hamburg für die Vollversorgung aus Direkt- und Reststrom.

Beim Handwerkerhof Hamburg-Ottensen handelt es sich um ein Projekt, das von der Mietshäuser Syndikat GmbH aus Freiburg unterstützt wird und von den Mietern selbst geplant und realisiert worden ist. Zu den Mietern gab es von Seiten der Energiegenossenschaft einen persönlichen Kontakt. Die Mieter hatten Interesse an einer Ökostromversorgung und ihnen war die Finanzierung durch die Genossenschaft wichtig. Die technische Umsetzung mit Summenzähler und die Abrechnung der verschiedenen Verbrauchsstellen waren den Mietern des Handwerkerhofes zu komplex, um das Projekt selbst zu realisieren. EnergieNetz eG Hamburg hat für die Planung und Realisierung des aufwändigen Projektes einen Projektleiter abgestellt.

„Mit der EnergieNetz Hamburg eG können wir nun endlich unseren eigenen Solar-Strom für den Direktverbrauch produzieren und dabei auch noch Energiekosten sparen“, sagte Hans von Bülow, Geschäftsführer der „Handwerkerhof Verwaltungsgesellschaft mbH“ über das gemeinsame Energiewende-Projekt. „ Die Bürgerenergiegenossenschaft hat die Anlage finanziert, errichtet und betreibt sie. Wir müssen uns um nichts kümmern, einfach toll!“

Das Energienetz Hamburg sieht Mieterstromprojekte auch für die Zukunft sehr positiv. In urbanen, dicht bebauten Ballungsräumen ist es ein großer Hebel, um die erneuerbaren Energien-Potentiale zu heben. „Wir wollen die Dächer Hamburgs blau zu machen“, sagt Vorstand Matthias Ederhof. Mittlerweile hat die Genossenschaft weitere Photovoltaikprojekte mit Mieterstrom-Vollversorgung und Direktverbrauch umgesetzt, weitere Mieterstromprojekte sind in der Vorbereitung. Dabei arbeitet EnergieNetz Hamburg eng mit den Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften und Immobilienunternehmen zusammen. Auch private Wohnungsinitiativen /-genossenschaften sind eine interessante Zielgruppe. 

Im Sep. 2017 hat die Energiegenossenschaft zusammen mit der Verbraucherzentrale Hamburg, dem Mieterverein Hamburg, der Handelskammer Hamburg und den Ökostromanbietern Naturstrom, Greenpeace Energie, Hamburg Energie, Lichtblick und DZ-4 die „Solaroffensive Hamburg“ gegründet, die auch von Alexander Gedaschko, Präsident des „GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen“, unterstützt wird.  Ehrgeiziges Ziel der Solaroffensive Hamburg (www.solaroffensive-hamburg.de): 5.000 zusätzliche PV-Anlagen bis 2020 auf Hamburgs Dächern und an Fassaden. Mieterstrom wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Eine mögliche Konkurrenz um die Dächer sehen die Energiegenossen nicht, dafür gibt es zu viele geeignete und bisher ungenutzte Dächer in der Hansestadt.

Hürden und Risiken

  • Bei der Einrichtung des für Mieterstromprojekte notwendigen Messkonzeptes Summenzählermodell stellte die Genossenschaft fest, dass ein Umbau am Hausanschluss notwendig war. Der Grund: Der vom Verteilnetzbetreiber geforderte Summenzähler als RLM-Zähler (registrierende Leistungsmessung) konnte nicht in den existierenden Zählerschrank eingebaut werden. Er musste in einem neuen Wandler-Zähler-Schrank zwischen Hausanschlusskasten und existierendem Zählerschrank für die Verbrauchszählern installiert werden. (Existierende Verbrauchszähler sind nun Unterzähler in der Kundenanlage bzw. im Summenzählermodell.)
  • Das neue Mieterstrom-Gesetz fördert keine Mieterstrom-Projekte in Nichtwohngebäuden. Trotzdem können sich diese gerade bei gewerblichen Mietern gut rechnen, da dort Strom hauptsächlich tagsüber und in größeren Mengen verbraucht wird, was gut zur PV-Erzeungskurve passt.
  • Komplexität der technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen bei Mieterstrom und die vertrieblichen Herausforderungen beim Abschluss der Endkunden-Stromlieferverträge.

Erfolgsfaktoren

  • Einer der Erfolgsfaktoren war der Besuch des Mieterstromworkshops der Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG) im Jahr 2015. „Das hat uns sehr inspiriert und unglaublich geholfen“, sagt Vorstand Matthias Ederhof. Zudem hat die HEG die Hamburger Energiegenossenschaft fachlich dabei unterstützt, ein passendes Vertragswerk zu erarbeiten.
  • Die Mitglieder der Genossenschaft haben „eine tolle Vertriebspower“, so Vorstand Ederhof und übernehmen einen Teil der Akquisition von Projekten. Jede zweite Projektchance entsteht auf diese Weise. Bewertet werden sie in der regelmäßig tagenden „AG Energieprojekte“.
  • Gute Mischung von Kompetenzen und Fähigkeiten bei den Personen im Vorstand, im Aufsichtsrat und bei den aktiven Mitgliedern. Vertriebsstärke und professioneller Umgang mit Komplexität ist bei Mieterstromprojekten unabdingbar.

Energienetz Hamburg eG

Die Genossenschaft baut und betreibt eigene dezentrale Energieerzeugungsanlagen, um selbst regenerativen Strom und Wärme in der Metropolregion Hamburg zu produzieren und zu vermarkten. Sie fördert Direkt- und Eigenverbrauchskonzepte, Mieterstrom, Energieeffizienzmaßnahmen und Kraft-Wärme Kopplung. Sie unterstützt Innovationsprojekte wie z.B. Speicher und Elektromobilität.

Technische Details
PV-Anlage mit 29,64 kWp
Autarkiequote: 30%
Direktverbrauchsquote: 65%

Material

Mieterstrom beim Energienetz Hamburg  

Ansprechpartner für Fragen
EnergieNetz Hamburg eG
Vorstand: Matthias Ederhof und Sarah Debor
Sportallee 54 B
22335 Hamburg
Tel.: 040 2577676 18
E-Mail: vorstand@energienetz-hamburg.de
www.energienetz-hamburg.de

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