Wärmecontracting und energieeffiziente Heizung

Stichworte: Energieeffizienz, Heizungscontracting, Kooperation

Die Bürger-Energiegenossenschaft Rodgau/Rödermark eG investiert in Wärme- und Effizienzcontractingprojekte. 2015 hat sie bei einem lokalen Sportlerheim und einem Neubau eines Seniorenwohnheims neue Heizungsanlagen projektiert und liefert in langfristigen Contractingverträgen Wärme.

Energie-Effizienz im Gebäudebestand ist sowohl aus energetischer, wie auch aus investiver Sicht der „schlafende Riese“ in der Energiewende.

In vielen öffentlichen wie privaten Gebäuden laufen veraltete Öl- oder Gas-Kessel mit schlechtem Wirkungsgrad, unpassender Dimensionierung und unkalkulierbarem Ausfallrisiko. Gerade im öffentlichen oder halböffentlichen Bereich werden oft wirtschaftlich sinnvolle Investitionen nicht getätigt. Grund sind die Haushaltslage oder fehlende Planungskapazitäten. Hier können regional agierende Energiegenossenschaften mit lokalen Handwerksbetrieben schnell und mit überschaubaren Investitionsvolumen agieren. Die erzielten Einsparpotentiale sichern dabei sowohl die Renditeerwartungen der Genossenschaft als auch eine Einsparung von laufenden und investiven Kosten bei den Gebäudenutzern.

Die EnerGo hat im Bestandsgebäude eines lokalen Sportlerheims mit Schießstand sowie bei einem neu errichteten Seniorenwohnheim der Caritas in neue Heizungsanlagen investiert. Die Genossenschaft hat jeweils einen Pellet-Kessel mit 100 kW Leistung sowie eine Gastherme für Spitzenlasten und Redundanzen verbaut. Die Investition (samt Pufferspeicher, Pellet-Lager und Anschlussleitungen) lag jeweils knapp über 70.000 Euro

Über einen langfristigen Contracting-Vertrag (hier über 20 Jahre) beliefert die Genossenschaft die Abnehmer mit Wärme. Die Betriebsführung und Wartung übernimmt der lokale Heizungsbauer im Auftrag der Genossenschaft. Die Abnehmer zahlen dafür einen Grundpreis und einen verbrauchsabhängigen Arbeitspreis. Der Grundpreis reicht für sich aus, um die Investition zu amortisieren. Der Arbeitspreis reicht aus, die Kosten von Belieferung, Wartung und Betriebsführung zu decken. Indizierte Preisleitklauseln bei Abnehmer- und Lieferanten-Verträgen egalisieren das Inflationsrisiko bei den langfristigen Contracting-Verträgen.

Hürden und Risiken

Um ein Heizungs-Contractingprojekt zu akquirieren, muss die Genossenschaft ggf die technische und wirtschaftliche Vorplanung des gebäudespezifischen Heizsystems als Vorleistung erbringen. Dies kann die Genossenschaft aber vergünstigt oder kostenneutral durch Eigenleistungen (bei fachkundigen Mitgliedern) oder durch Kooperation mit lokalen Installationsbetrieben (mit Vorleistung zur Auftragssicherung) erbringen. Als Risiko bleibt, dass der potentielle Abnehmer während der Projektierung die Contracting-Lösung selbst umsetzt. Kommunen und Vereine haben hierfür aber meist zu wenig freie Mittel (finanziell wie personell). Öffentliche oder private Wohnungsträger wollen sich vielfach auch bewusst aus der Versorgung ihrer Mieter heraushalten, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. So können sie bei der Kostenumlage auf die Mieter eine transparente externe Abrechnung vorweisen.

Chancen und Erfolgsfaktoren

  • Wärme- und Effizienz-Contracting birgt ein hohes Projekt-Potential für die nächsten Jahrzehnte ohne wirtschaftliche Abhängigkeit von öffentlichen Regelungen. 
  • Das überschaubare Investitionsvolumen ist auch für kleine Genossenschaften umsetzbar.
  • Laufende Arbeitsaufwände (Betrieb, Wartung, Belieferung) können extern vergeben werden und sind in die Preisfindung der Lieferverträge einzurechnen.
  • Gerade öffentliche Liegenschaften sind für Genossenschaften prädestiniert. Meist liegt hier ein Investitionsstau vor und die Kommune ist ein insolvenzsicherer Vertragspartner.
  • Halböffentliche Partner wie kommunale Gesellschaften, Vereine oder soziale Bauträger können mit ihren Liegenschaften ebenfalls gute Voraussetzungen für sichere Investitionsprojekte mitbringen.
  • Die Bürgerenergiegenossenschaft kann das meist vertrauensvolles
  • Verhältnis mit der Kommune und örtlichen Organisationen nutzen.

Technische Details

Seniorenwohnanlage der Caritas in Rödermark-Urberach: Holz-Pelletkessel mit 100 Kilowatt Leistung und eine Gastherme gleicher Leistung. Der Pelletkessel übernimmt die Versorgung des gesamten Gebäudes mit warmem Wasser und Heizwärme. Als Redundanz und im Falle extremer Kälte steht die Gastherme zur Verfügung. Beide arbeiten vollautomatisch zusammen. Die Anlage ist mit einer elektronischen Überwachung ausgerüstet, die im Falle einer Störung automatisch eine Meldung an einen Servicetechniker absetzt. Die Pelletanlage spart 30 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr gegenüber einer herkömmlichen Erdgasanlage.

Ende 2013 wurde die Heizanlage für die Turngemeinschaft 1886 Weiskirchen in Betrieb genommen. Die Anlage spart gegenüber der Altanlage pro Jahr ca. 60.000 kg CO2 ein. Der Turnverein spart ab dem ersten Betriebsjahr 3 Prozent an Betriebskosten und hat keine Investitionskosten.

Material und Fotos

Das Best-Practicebeispiel der LaNEG-Hessen als pdf 

Ansprechpartner
Bürger-Energiegenossenschaft Rodgau/Rödermark eG (EnerGo eG)
Hans-Sachs-Straße 37
63110 Rodgau
Telefon: 06106 - 6665891
Fax 06106 - 6665891
E-Mail: info@energo-rr.de
http://www.energo-rr.de  
Vorstand: Volker Feldmann und Ulf Berkefeld

@ 2024 Netzwerk Energiewende jetzt | Links | Impressum | Datenschutzerklärung | Kontakt
Ev. Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft
Dietmar Freiherr von Blittersdorff (Projektleitung)
Kronstraße 40 | 76829 Landau
Tel.: 06341-9858-16 | Fax: 06341-9858-25
info@energiegenossenschaften-gruenden.de