Unsere Münster-Energie eG: Stadtwerke und Bürger als Kooperationspartner

Stichworte: Windkraft, Kooperation mit Stadtwerken

Die Energiegenossenschaft Unsere Münster-Energie eG kooperiert mit den Stadtwerken Münster. Die Stadtwerke projektierten und bauten drei Windenergieanlagen in Münster. Die Genossenschaft kaufte die Windräder und betreibt sie.

Nach der Atomkatastrophe in Fukushima beschloss der Stadtrat in Münster, dass Münster atomstromfrei werden soll. Die Stadtwerke sollten eine Strategie für eine klimaschonende Energieerzeugung entwickeln. Die Stadtwerke hatten schon Erfahrung mit Windenergieanlagen, das Ziel war weitere zu projektieren. Damit die Bürgerinnen und Bürger in Münster sich aktiv und langfristig an der umweltfreundlichen Energieerzeugung beteiligen können, haben die Stadtwerke Münster 2014 die Gründung der Energiegenossenschaft Unsere Münster-Energie eG mitinitiiert. Die Energiegenossenschaft sollte drei Windenergieanlagen kaufen, die von den Stadtwerken projektiert und gebaut wurden und 2014 in Betrieb gingen.

Nach der Gründung im November 2014 und der Eintragung ins Genossenschaftsregister ging es im Februar 2015 los. Innerhalb von nur 40 Stunden waren Mitgliedsanteile in Höhe von 1,5 Millionen Euro gezeichnet. Die Werbung war über die Presse und die Ökostromkunden der Stadtwerke gelaufen. Dabei unterstützte und erleichterte das webbasierte Verkaufsverfahren mit Hilfe einer Software die Ausgabe der Anteile wie später der Mitgliederdarlehen.

Am 30.12.2015 wurde der Übertragungsvertrag mit den Stadtwerken Münster unterzeichnet und die drei Windenergieanlagen in Amelsbüren und Roxel gingen in das Eigentum der Unsere Münster-Energie eG über. Zweck der Genossenschaft ist der Betrieb der Windenergieanlagen und der Verkauf des erzeugten Stroms.

Die Genossenschaft und die Stadtwerke Münster arbeiten weiterhin in einer strategischen Partnerschaft eng zusammen. Die Genossenschaft beauftragte die Stadtwerke mit der technischen und kaufmännischen Betriebsführung der Windenergieanlagen. Für diese anspruchsvolle Aufgabe hat die Genossenschaft nicht das Know-how.

Finanzierung

Die Unsere Münster-Energie eG finanzierte 25 Prozent der Anlage mit Eigenkapital. 1,5 Millionen Euro wurden durch Genossenschaftsanteile aufgebracht. Die Höhe der Anteile lag bei 500 Euro. Jedes Mitglied konnte maximal zehn Anteile zeichnen. Weitere 1,5 Millionen Euro bekam die Energiegenossenschaft durch das Angebot von Nachrangdarlehen. Die Bürgerinnen und Bürger konnten Darlehen von 500 bis 25.000 Euro abschließen. Die Nachrangdarlehen mit einer Laufzeit von 20 Jahren werden in den ersten 10 Jahren mit 2,5 Prozent und danach mit 4 Prozent verzinst. Ab dem zehnten Jahr ist eine Kündigung des Darlehens möglich. Die restlichen neun Millionen Euro finanzierte die Genossenschaft über einen Bankkredit.

Die Renditeerwartung für die Genossenschaftsanteile liegt bei 3,5 Prozent. Die ersten zwei Betriebsjahre wurde noch keine Rendite ausgeschüttet. Dr. Veit Christoph Baecker hält die Prognose von 3,5 Prozent für sehr realistisch, die Erträge der Windräder seien konservativ kalkuliert.

Gegenseitiger Nutzen und Erfolgsfaktoren

Für Genossenschaft wie Stadtwerke ist das Konzept eine win-win-Situation und auf weitere Projekte übertragbar: Die Stadtwerke projektieren und bauen eine Windenergieanlage „schlüsselfertig“. Die Genossenschaft kauft und betreibt. Die Verkaufserlöse nutzen die Stadtwerke für den Bau neuer Anlagen. So wird mithilfe der Genossenschaft der Ausbau der erneuerbaren Energien in Münster vorangebracht und die Münsteraner haben durch ihre finanzielle Beteiligung an dieser Entwicklung teil. Für Vorstand Baecker ist die Stadt mit ihren Bewohnern einer der Erfolgsfaktoren. „Sowohl das Kapital als auch die Haltung ist da“.

Derzeit prüft die Genossenschaft den Erwerb einer weiteren Anlage, die von den Stadtwerken projektiert wurde und noch nach EEG 2014 gebaut wird.

Nutzen für die Energiegenossenschaft

  • Die Unsere Münster-Energie eG (UMEG) kann Windenergieanlagen mit einem starken und erfahrenen Partner vor Ort realisieren
  • Die Stadtwerke übernehmen gegen Bezahlung die technische und kaufmännische Betriebsführung und sorgen für eine kontinuierliche Anlagenüberwachung und -wartung
  • Die Mitglieder werden Miteigentümer/-in dreier Windenergieanlagen direkt vor Ort
  • Sie können sich finanziell an den Erträgen der Windräder beteiligen
  • Stadtwerke beraten die Genossenschaft bei Fragen rund um die Windenergieanlagen und informieren die UMEG über veränderte technische Prozesse im Anlagenbetrieb

Nutzen für die Stadtwerke

  • Die Stadtwerke bekommen durch den Verkauf der fertigen Anlagen Finanzmittel für den Bau neuer Anlagen. 
  • Sie bringen ihr Know-how ein und realisieren Einnahmen durch die technische und kaufmännische Betriebsführung.
  • Die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern stärkt die Akzeptanz von Windkraftprojekten.    
  • Die Stadtwerke unterstützen ein imageförderndes Projekt.   
  • Die Schadstoffbilanz in Münster wird reduziert.

Nutzen für die Kommune/Region

  • Der Ausbau einer klimaschonenden Energieerzeugung geht voran
  • Bürgerinnen und Bürger sind direkt daran beteiligt

Hürden und Risiken

  • Die Nordex Windräder standen 2016 vier Monate nach einem Rotorenschaden still, schon im Herbst 2015 war die Leistung gedrosselt worden. Für die Verhandlungen über die Reparatur sei es sehr hilfreich gewesen, dass man mit den Stadtwerken einen erfahrenen Partner habe, so Vorstand Dr. Veit Christoph Baecker. Außerdem haben sich die Stadtwerke im Vertrag mit der Genossenschaft verpflichtet, ein solches Ausfallrisiko zu übernehmen. Die Unsere Münster-Energie erhielt 725.000 Euro als Ertragsausfall. Die Stadtwerke wollen sich die Summe wiederum vom Hersteller Nordex zurückholen.
  • Das Ausschreibungsverfahren für Windenergie an Land hält Vorstand Dr. Veit Christoph Baecker insgesamt für hinderlich für den weiteren Ausbau der Windenergie. Zudem sei das Verfahren für den ehrenamtlichen Vorstand und Aufsichtsrat sehr kompliziert.  Die Genossenschaft wird sich derzeit nicht an Ausschreibungen beteiligen.
  • Durch die Pläne der neuen Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, bei Neuanlagen eine Abstandsregelung von 1.500 Meter zu Wohngebieten einzuführen, seien weitere Windprojekte in Münster kaum möglich. 
  • Der Vorstand der Unsere Münster-Energie eG (UMeG) hat darüber beraten, dass es für die Bürgerenergiegenossenschaft schwierig sei bei einem zukünftigen Projekt gegen Bürgerinitiativen vorzugehen. Die UMeG wird keine Projekte realisieren, wo es organisierte Windgegner gibt bzw. keine Projekte juristisch durchfechten.  Die Genossenschaft will nicht das Prinzip Bürger gegen Bürger umsetzen und will mit dem Kapital ihrer Mitglieder sparsam wirtschaften. 
  • Mitglieder der NABU haben bei einer Begehung, die ohne Absprache mit der Genossenschaft stattfand, fünf tote Zwergfledermäuse unter den drei Windrädern der Genossenschaft in Roxel und Amelsbüren gefunden. Die Genossenschaft reagierte nach Gesprächen mit Stadt und Naturschützern mit Abschaltrhythmen der Anlagen in den Abend und Nachtstunden: Eine Stunde vor Sonnenuntergang und eine Stunde nach Sonnenaufgang, wenn die Temperatur über 10 Grad Celsius ist und der Wind unter  sechs Meter pro Sekunde. Außerdem wird ein Fledermaus-Monitoring durchgeführt , um zu registrieren, ob und wenn ja wann wie viele Tiere an den Anlagen vorbeifliegen. Im Herbst 2017 wird feststehen, ob die uneingeschränkte Betriebsgenehmigung für alle drei Anlagen eingeschränkt werden muss. Was das für die prognostizierten Erträge bedeutet, ist derzeit noch nicht absehbar.

Details zur Genossenschaft und den Projekten

Die drei Nordex N117-Windräder gingen 2014 in Betrieb. Die drei Anlagen mit einer installierten Leistung von jeweils 2,4 MW erzeugen jedes Jahr 14,7 Millionen Kilowattstunden grünen Strom. Mit dieser Strommenge lassen sich 4.200 Familien versorgen.

Im Sommer 2017 hat die Energiegenossenschaft 530 Mitglieder

Ansprechpartner für Fragen
Unsere Münster-Energie eG
Hafenplatz 1 48155 Münster
Vorstand: Dr. Veit Christoph Baecker
Tel.: 0251 6942170
info@unsere-muenster-energie.de
www.unsere-muenster-energie.de

@ 2024 Netzwerk Energiewende jetzt | Links | Impressum | Datenschutzerklärung | Kontakt
Ev. Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft
Dietmar Freiherr von Blittersdorff (Projektleitung)
Kronstraße 40 | 76829 Landau
Tel.: 06341-9858-16 | Fax: 06341-9858-25
info@energiegenossenschaften-gruenden.de