Regional Versorgt eG: Energie und Nahversorgung in Bürgerhand

Stichworte: Regionalversorgung, Daseinsvorsorge, Photovoltaik, Carsharing, BHKW, Mobilität

Die Genossenschaft Regional Versorgt - Energie und Nahversorgung in Bürgerhand eG will regionale Versorgungsstrukturen im mittelfränkischen Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim aufbauen. Die Genossenschaft baut und betreibt Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerke, hat sich an Windkraftanlagen beteiligt und vertreibt den „RegionalVersorgt-Ökostrom“. Sie hat ein Carsharingprojekt auf die Beine gestellt, unterstützt Dorf- und Stadtteilläden, fördert Kulturprojekte wie eine Kinoreihe und mehr.

Die Atomkatastrophe in Fukushima war der Anstoß für die Gründung. „Wir haben gesagt, wir müssen selbst etwas für die Energiewende und den Klimaschutz tun“, sagt Christine Krämer. Zusammen mit der Vorstandskollegin Birgit Linke und 37 anderen Personen gründete sie 2011 die Genossenschaft Regional versorgt. Energie war ein Kernthema, doch die Genossenschaft wollte sich auch für die Daseinsvorsorge und die Regionalversorgung engagieren.

2011 startete die Genossenschaft mit dem Bau von Photovoltaikanlagen. 2013 errichtete sie ein Blockheizkraftwerk und beliefert die Bewohner eines Mehrfamilienhauses im Contractingmodell mit Wärme und Strom. Außerdem hat sich die Genossenschaft an mehreren Windparks beteiligt. „Energiewende für jeden“ ist dabei das Motto. Schon mit kleinen Beträgen ab 500 Euro können sich Mitglieder mit Nachrangdarlehen an Energieprojekten beteiligen. Den RegionalVersorgt-Ökostrom vermarktet die Genossenschaft in Kooperation mit den Elektrizitätswerken Schönau. Er wird regional von einem Windrad in Zweifelsheim produziert, andere Anlagen kommen je nach Nachfrage dazu. Die Überschüsse aus dem Geschäftsfeld Energie kann die Genossenschaft in anderen Geschäftsfeldern und bei neuen Projekten einsetzen – und schüttet sie an die Mitglieder aus.

Regionale Versorgung ist nachhaltige Versorgung

Im ländlichen Raum lässt sich schwerer klimafreundlich leben, es fehlt vieles an Infrastruktur, viele Menschen sind auf Autos angewiesen. U.a. entstand so auch das Projekt Gemeinschaftsauto. Eine Gruppe an Interessierten kam auf die „Regional versorgt eG“ zu und zusammen wurde das Projekt geplant und umgesetzt. Die Genossenschaft finanzierte das Fahrzeug aus Eigenkapital, übernimmt die Verwaltung über ein Buchungssystem und bezahlt alle laufenden Kosten. „Wir sind unserer Zeit im ländlichen Raum voraus“, sagt Vorstandsfrau Christine Krämer. Heute bietet die Regional Versorgt eG Carsharing in Kooperation mit der Stadt Uffenheim und dem Markt Emskirchen an. Die Kommune ist Mitglied der Genossenschaft und deshalb können alle Uffenheimer Bürger das Gemeinschaftsauto nutzen. Wenn sich die Idee des Carsharings im ländlichen Raum etabliert, kann evtl. auch ein E-Auto zum Einsatz kommen.

Seit Juli 2013 können die Einwohner von Uffenheim im „Altstadtmarkt“ wieder Lebensmittel für den täglichen Bedarf und Drogerieartikel in der Innenstadt kaufen. Gerade bei den Frischprodukten wird auf regionale Produkte geachtet. Nach der Schließung des letzten Lebensmittel-Einzelhandels in der Innenstadt und der Schlecker-Insolvenz gab es nur noch die Supermärkte auf der grünen Wiese. Als kein neuer Markt in der Innenstadt öffnete, handelten die Uffenheimer. „Man muss es selbst machen“, sagt Christine Krämer. Die Genossenschaft war wesentlich am Aufbau des Ladens beteiligt und ist mit einem Drittel Mitgesellschafterin der eigens gegründeten Unternehmergesellschaft. Ein Mitglied von Regional versorgt hat die Geschäftsführung übernommen. Rund 200 Bürgerinnen und Bürger zeichneten als stille Gesellschafter Anteile für den Laden, so kamen 85.000 Euro für den Start heraus. Beliefert wird der Altstadtmarkt von der Lebensmittelhandels-Gesellschaft (LHG) in Eibelstadt, die sich auf kleine Geschäfte spezialisiert hat. Das Konzept ging auf, der Innenstadtladen wurde angenommen. Heute arbeiten für den Laden 5 Beschäftigte, die über dem Mindestlohn bezahlt werden. „Wir sind zufrieden. Wir machen keine Ausschüttungen, doch der Altstadtmarkt trägt sich“, sagt Christine Krämer. Der soziale Gewinn: Vor allem alte Menschen, die nicht mehr mobil sind, und Schüler haben eine Nahversorgung, die fußläufig erreichbar sind.

Zu den Aktivitäten der Regional versorgt eG gehören auch zahlreiche kleine Projekte, etwa eine Kinoreihe mit dem letzten Kino im Landkreis in Neustadt oder das Repair-Café. Dafür haben sich schnell Ehrenamtliche gefunden, die das Repair-Café mit Spaß betreiben.

Bedarfsgerecht handeln und mitgestalten

„Wir wollen, dass die Projekte an uns herangetragen werden“, sagt Christine Krämer. Die Genossenschaft versteht sich als Projektentwickler, der den Bedarf vor Ort aufgreift und Initiativgruppen bei der Umsetzung ihrer Projektideen unterstützt. Wichtig ist, dass Bürger, Kommunen und andere Akteure sich beteiligen, auch finanziell. „Die Leute kommen auf uns zu“, sagt Christine Krämer. So war es beim Gemeinschaftsauto, beim Blockheizkraftwerk und auch beim Dorfladen in Ipsheim. „Wir sind mittlerweile ein regional bedeutender Player“, sagt Christine Krämer stolz.

Ideen für die Zukunft

Zurzeit ist die Genossenschaft im personellen Umbruch. Die langjährige Vorstandsfrau Birgit Linke scheidet aus. Nach vielen Gesprächen mit den Mitgliedern wechseln zwei Aufsichtsräte in den Vorstand. Der Aufsichtsratsvorsitzende, der viel Erfahrung mit Erneuerbaren Energien hat und ein junger 29jähriger Mann. Diese Lösung soll neuen Schwung für die Zukunft bringen.

Zukünftig will die Genossenschaft den sozialen Bereich stärker in den Blick nehmen. Mehrgenerationenprojekte, Betreuungsmöglichkeiten für Senioren und Kinderbetreuung für berufstätige Eltern sind mögliche Themen.  

Außerdem steht das Projekt „Mini-BHKW“ auf der Agenda, dort hat der Vorstand Know-how. „Auch Carsharing wird ein Thema im ländlichen Raum werden. Wir können das schon.“, meint Christine Krämer selbstbewusst.

Hürden und Risiken

  • Bei den ersten Projekten mussten die Verantwortlichensich erst daran gewöhnen, die entsprechenden Risiken mit „fremden“ Geld einzugehen
  • „Es hat viel Arbeit gekostet, das positive Umfeld zu schaffen“, sagt Christine Krämer.
  • Anfangs wurde Regional versorgt auch als Konkurrent gesehen.
  • Bürokratische Belastungen z.B. für die Erstellung des Jahresabschlusses und die genossenschaftliche Prüfung sind für kleine Genossenschaften relativ hoch.

Erfolgsfaktoren

  • Das Konzept: Nicht nur Erneuerbare Energien, sondern die gesamte Regionalversorgung in den Blick nehmen
  • Die gute Presse und die bundesweiten Auszeichnungen haben die Genossenschaft bekannt gemacht.
  • Ein großes Netzwerk und guter Kontakt zu vielen Kommunen im Landkreis
  • Initiativen kommen auf „Regional versorgt eG“ mit ihren Ideen zu
  • Das gute Know-how in der Genossenschaft zu verschiedenen Bereichen. „Wir gelten als ernstzunehmender Partner“.
  • Regional versorgt eG streut das Risiko breit

Regional versorgt eG

Regional Versorgt eG fördert und unterstützt den Aufbau regionaler Versorgungsstrukturen in den Bereichen:

  • Erneuerbare Energien und Energieeinsparung (z.B. Photovoltaik-Anlagen, Nahwärmenetze)
  • Nahversorgung (z.B. Dorf- und Stadtteilläden)
  • Mobilität (z.B. Nachbarschaftsautos, Bürgerbusse)
  • Kultur und Bildung (z.B. mobiles Kino, Kulturfabrik)
  • Soziales (z.B. Mehrgenerationenprojekte, Tagespflege)

Bisher umgesetzte Projekte:

  • Gemeinschaftsauto Emskirchen, Uffenheim: umweltfreundlich mobil sein ohne eigenes Auto
  • Kultur: Comedy und Jonglage: Regional Versorgt eG versorgt Region auch mit Kultur
  • Photovoltaik-Anlage Emskirchen: Dach vermieten und umweltfreundlichen Strom nutzen
  • Photovoltaik-Anlage Adelhofen, Herrnberchtheim: Produktion von umweltfreundlichem Strom, der teils von den Verpächtern genutzt wird
  • Beteiligung an den Dorfläden in Ipsheim und Langenfeld
  • Innenstadtladen in Uffenheim
  • BHKW zur Erzeugung von Strom und Wärme in einem Mehrfamilienhaus
  • Beteiligung an Windkraft-Projekten
  • RegionalVersorgt-Ökostrom: Regionalen Ökostrom beziehen - den Atomausstieg, den Klimaschutz und unsere Region fördern
  • Kino-Reihe mit „Kritischen Dokumentationen“

Ausgezeichnet – die Preise

Regional Versorgt eG hat mehrfach Preise erhalten

  • 2015 von der Wüstenrot Stiftung im Wettbewerb "Land und Leute – unsere Zukunft in kleinen Gemeinden"
  • 2014 - Einer der 100 Preisträger im Wettbewerb "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2012 – „ZeitzeicheN“ Deutscher Lokaler Nachhaltigkeitspreis

 Material und Fotos

Presseberichte über die Aktivitäten von Regional versorgt eG

„Für alle, die gemeinsam gestalten wollen“ Broschüre des Genossenschaftsverbandes Bayern mit Artikel zu „Regional Versorgt eG (S.10-11)

Ansprechpartner für Fragen
Regional Versorgt eG
Marktplatz 19. 97215 Uffenheim
Dr. Christine Krämer
Telefon: 09842/95 30 518
E-Mail: c.kraemer@regional-versorgt.de
www.regional-versorgt.de 

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