Neue Energie Bendorf eG: Strömungsturbinen im Rhein sollen Strom liefern

Foto: Neue Energie Bendorf eG / Smart Hydro Power

Stichworte: Strömungsturbinen, Wasserkraft

Die Bürgerenergiegenossenschaft Neue Energie Bendorf eG plant 10 Micro-Strömungsturbinen vor der Insel Niederwerth im Rhein in Betrieb zu nehmen. Das in Europa einzigartige Projekt soll zur Blaupause für weitere Projekte werden.

In der Bevölkerung ist die Wasserkraft die Erneuerbare Energie, die am meisten akzeptiert wird. In Bendorf fließt der Rhein mit viel Energie vorbei. Die Verantwortlichen der Genossenschaft fragten sich: Wie lässt sich diese Energie nutzen?

Klassische Wasserkraftwerke nutzen den Höhenunterschied (potenzielle Energie) des Wassers, dazu benötigen sie einen Staudamm oder ein Wehr, womit das Wasser aufgestaut wird. Dieser Aufstau bewirkt, dass sich die Gewässereigenschaften ändern und die Durchgängigkeit für Fische und andere Lebewesen sowie für Geschiebe eingeschränkt wird. Zwar gibt es heute mit modern gestalteten Fischaufstiegen sowie mit entsprechenden Fischabstiegen durchaus Lösungen, eine hohe Fischpassierbarkeit ohne Schädigung zu erreichen, dennoch gibt es sensible Gewässer, an denen ein Neubau einer konventionellen Wasserkraftanlage nicht genehmigungsfähig ist. Dies gilt zum Beispiel für viele Flüsse in Deutschland, wo der Bau einer klassischen Wasserkraftanlage ein nicht akzeptierter Eingriff in die Natur darstellen wurde. Diese Flüsse weisen aber oft eine relativ hohe Strömungsgeschwindigkeit auf.

Deshalb können hier idealerweise Strömungsturbinen eingesetzt werden, die die kinetische Energie des Flusses ohne Aufstau ausnutzen. Zwar ist die Leistungsausbeute solcher Strömungsturbinen deutlich geringer als bei klassischen Wasserkraftanlagen mit Aufstau, dennoch besteht an großen Flüssen ein erhebliches Potenzial für kinetische Turbinen.

Die Turbinen werden einfach im Fluss verankert und mit einem Schwimmkörper möglichst weit oben gehalten. So bewegen sie sich mit dem Flussstand auf und ab. Das durchströmende Flusswasser treibt einen Propeller an.

Warum lohnt sich der Einsatz einer Mikro-Strömungsturbine?

  • Sie kommt ohne Querverbauung aus. Daraus resultieren geringere Installationskosten.
  • Die Auswirkungen auf Gewässerökologie und -morphologie sind minimal
  • Sie ist im Betrieb nahezu unsichtbar unter der Wasseroberfläche
  • Es gibt keine Genehmigungsprobleme in Naturschutzgebieten
  • Durch die offene Bauweise sind keine zusätzlichen Fischtreppen zur Gewährleistung der Passierbarkeit des Flusses notwendig.

Die Gemeindeverwaltung von Niederwerth wurde frühzeitig von den Projektuntersuchungen informiert. Es fanden Projektpräsentationen vor verschiedenen Gremien der Ortsgemeinde statt. Mit einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss wurde das Projekt begrüßt. Die Ortsgemeinde ist seit Juni 2015 Mitglied in der Energiegenossenschaft Neue Energie Bendorf eG und damit auch mittelbar am Projekterfolg beteiligt.

Die Energiegenossenschaft ließ zur Prüfung des Projektes ein Gutachten erstellen, wo im Rhein Potenzialflächen sind. Damit haben die Verantwortlichen mit dem Wasserschifffahrtsamt diskutiert, wo aus dessen Sicht eine Realisierung möglich erscheint. Dabei sind einige Potenzialflächen übrig geblieben, die Wassertiefe von drei Metern und eine Strömungsgeschwindigkeit von mindestens 1,5 Metern pro Sekunde aufwiesen. Die Genossenschaft nahm Kontakt zum Bundesamt für Gewässerschutz auf, das mit Messbooten bei Ihren Routinefahrten die potenziellen Standorte abfuhr. So bekam die Neue Energie Bendorf eG verlässliche Daten. Daraufhin erstellte sie erste Wirtschaftlichkeitsberechnungen.

Projektziel

Die Bürgerenergiegenossenschaft Neue Energie Bendorf eG will durch das Projekt die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft in der Region stärken. Das Projekt wird die Eigenversorgungsquote der Gemeinde Niederwerth und damit der Verbandsgemeinde Vallendar, die mittlerweile auch Mitglied der Genossenschaft ist, erhöhen und einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz erbringen. Das Projekt gehört in den Bereich erneuerbare Energien und der nachhaltigen Energieversorgung. Dadurch ist es ebenfalls in den Bereichen regionale Wertschöpfung, Bürgerbeteiligung und Klimaschutz anzusiedeln. Durch das Projekt soll auch das „Wir-Gefühl“ für die Daseinsvorsorge in der Region gestärkt werden. Durch eine Mitgliedschaft in der Genossenschaft haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit mitzuentscheiden und mitzubestimmen.

Zielgruppe

Jede Bürgerin, jeder Bürger, jedes Unternehmen und jede Kommune ist angesprochen durch die Mitgliedschaft in der Neuen Energie Bendorf eG an dem Projekt teilzuhaben. Durch den niedrigen, einmaligen Betrag von 100 Euro ist die Mitgliedschaft nahezu für alle erschwinglich.

Nutzen

Das geplante Projekt kommt der Gemeinde Niederwerth und den Genossen der Neuen Energie Bendorf eG zugute. Durch den Klimaschutzeffekt und die regionale Wertschöpfung dient das Projekt auch dem Gemeinwohl. Da es sich um ein einzigartiges Projekt in Europa handelt, ist es ebenfalls eine überregionale Werbemaßnahme für die Region und die BürgerEnergie. Eine realisierte Installation kann zur Blaupause für weitere Projekte werden.

Nachhaltigkeit

Nachhaltige Entwicklung heißt für die Neue Energie Bendorf eG: Umweltgesichtspunkte sind gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet also, unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben. In diesem Sinne ist das Projekt mit einem minimalen und rückbaubaren Eingriff in die Natur, dem Klimaschutzeffekt, der Stärkung der Gemeinschaft, sowie der Erwirtschaftung von regionalen Geldströmen nachhaltig.

Laufzeit

Eine Bauvoranfrage ist bei dem zuständigen Bauamt der VG Vallendar gestellt worden. Die Umsetzung des Projekts wird nach Zustimmung der Genossen und erteilter Baugenehmigung von statten gehen. Die Neue Energie Bendorf rechnet mit der Realisierung im späten Frühjahr 2017. Das Projekt hat eine Laufzeit von ca. 20 Jahren.

Einsatz ehrenamtlicher Helfer

Der Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft arbeitet ehrenamtlich, ebenso die am Projekt beteiligten Genossen. Das alte Wasserwerk der Verbandsgemeinde Vallendar auf der Insel Niederwerth soll Energiezentralle für das Projekt werden. Dieses wurde bereits jetzt durch ehrenamtlichen Einsatz innen und außen gepflegt. Ferner werden Wartungs- und Betriebsführungstätigkeiten ehrenamtlich durchgeführt.

Finanzierung

Die Einspeisevergütung für diese Anlagen liegt bei 12,5 Cent pro Kilowattstunde, die Lebensdauer bei 20 Jahren. Die Finanzierung des Projekts in Höhe von 150.000 Euro ist aus eigenen Mitteln (Genossenschaftseinlagen) und Sponsoring geplant. Firmen, die eine Turbine sponsern, erhalten Marketingrechte und Zugriff auf die Leistungsdaten. Fördermittel sind zurzeit noch keine beantragt worden

Technische Details

Die Leistung ist abhängig von der durchfließenden Wassermenge und der Fließgeschwindigkeit ab.

Die einzelne Turbine hat eine maximale Leistungsfähigkeit von fünf Kilowattstunden bei einer Fließgeschwindigkeit von 2,8 Metern pro Sekunde. Die wird bei Hochwasser erreicht. Die Energiegenossenschaft rechnet mit einer Leistung von etwa 120.000 Kilowattstunden im Jahr.

Die Neue Energie Bendorf eG rechnet mit mindestens 8 000 Betriebsstunden im Jahr und damit potentiell eine Grundlastfähigkeit, die andere Erneuerbare Energien nicht haben.

Material und Fotos

Projektinformation

Präsentation zu Strömungsturbinen 

Ansprechpartner für Rückfragen
Neue Energie Bendorf eG
Am Röttchenshammer 75 56170 Bendorf
Vorstand: Thomas Müller, Hartmut Baden
Tel.: 02622-160 289
E-Mail: info@nebeg.de
www.nebeg.de 

 

 

 

 

 

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