BürgerEnergieGenossenschaft: Viele PV-Anlagen auf kommunalen Dächern

Stichworte: Photovoltaik, Solaranlagenpass, Solar-Watcher Software, Energieeffizienz, Kooperation, Gemeinwohl-Bericht

Die BürgerEnergieGenossenschaft (BEG) aus Wetter (Ruhr) hat in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis über 88 Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Dächern und Mietshäusern errichtet. Für die Geschäftsjahre 2014/2015 hat sie ihren Gemeinwohlbericht erstmals zertifizieren lassen.

Hagen, Herdecke, Witten, Bochum, Sprockhövel usw.: 88 Photovoltaikanlagen hat die Bürger-Energiegenossenschaft (BEG) bis zum Sommer 2017 errichtet, zum großen Teil auf Dächern von Kommunen und Wohnungsgesellschaften. Der erzeugte Strom wird derzeit in das Stromnetz eingespeist. Mindestgröße der Anlagen sind 10 kwP. Zukünftig will die BEG auch Mieterstrommodelle realisieren und ist diesbezüglich im Kontakt mit Wohnungsgesellschaften und einem örtlichen Energieversorger.

Vorstand Rolf Weber erklärt den Bau eher kleinerer PV-Anlagen mit den regionalen Gegebenheiten. Der Ennepe-Ruhr-Kreis sei ein sehr dicht besiedeltes Gebiet, Windenergie komme deshalb kaum in Frage. Der Kontakt zu Gewerbetreibenden mit größeren Dächern war bisher nicht erfolgreich, ein Teil der angefragten Unternehmen realisierten nach dem Kontakt ihre eigene PV-Anlage.

Entstanden ist die BEG aus drei Klimaschutzinitiativen und wird inzwischen von insgesamt 16 Initiativen aus der Region unterstützt. Darüber konnte in einzelnen Orten der Kontakt zu Kommunen und Wohnungsgesellschaften aufgebaut werden. Zurzeit hat die Genossenschaft mit sieben Städten, dem Ennepe-Ruhr-Kreis, einem eingetragenen Verein sowie sechs Wohnungsgesellschaften Dachnutzungsverträge abgeschlossen. Die Photovoltaikanlagen sind auf Wohngebäuden der Wohnungsgesellschaften, auf Schulen, Turnhallen, Feuerwehren, einer Kindertagesstätte usw. Für Rolf Weber ist die Motivation der Kooperationspartner: „Die wollen Klimaschutz machen“.

Solaranlagenpass

Mittlerweile hat die Energiegenossenschaft einen eigenen Solaranlagenpass entwickelt, der auf einer Seite kompakt die wichtigsten Informationen zur jeweiligen Anlage enthält und z.B. als Dokumentation für die Dachgeber und Mitglieder dient. Den Solaranlagenpass nutzt die BEG zudem als Marketinginstrument und zeigt auch damit ihre Kompetenz.

Solar-Watcher

Die BürgerEnergieGenossenschaft kooperiert mit der AVU-GmbH, die selbst Mitglied der Genossenschaft ist. Die AVU stellt der BEG über Smart Meter und Fernauslese täglich die Daten der PV-Anlagen der Genossenschaft im Netzgebiet zur Verfügung. So kann die Genossenschaft anhand der Daten des Vortages die Produktion des Solarstroms mittels der selbst entwickelten Software „Solar-Watcher“ überwachen. Der Gewinn für die AVU: Sie sammelt Erfahrungen für die Digitalisierung der Energiewende. Der Gewinn für den Klimaschutz: Zur Überwachung der Anlagen wird der bereits vorhandene Stromeinspeisezähler genutzt. Dadurch entfällt ein zusätzliches Überwachungsgerät, das nicht produziert werden muss. So wird Energie eingespart und der Verbrauch von Ressourcen geschont.

„Im Mittelpunkt des Wirtschaftslebens steht das Wohl des Menschen. …“

Oberstes Ziel der BEG ist der Klimaschutz vor Ort. Seit 2011 beschäftigen sich die Verantwortlichen der BEG mit den Marktmechanismen: „Der Markt ist nicht darauf ausgerichtet, schnell den Klimaschutz umzusetzen. „Die Ausrichtung ist, so viel Geld so schnell wie möglich zu verdienen“, sagt Vorstand Rolf Weber. Bei der Suche nach Alternativen zum gegenwärtigen Wirtschaftssystem stieß die Genossenschaft auf die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) und die Idee einer Gemeinwohl-Bilanz. „Wir müssen nicht auf die Politik warten, sondern können selbst anfangen.“ Nach einer Strategieklausur reifte der Entschluss, eine eigene Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen und diese zertifizieren zu lassen. Die Gemeinwohl-Bilanz misst den Erfolg eines Unternehmens nicht nach dem bilanziellen Finanzgewinn, sondern misst die Mehrung des Gemeinwohls. Diese wird auf Basis einer „Gemeinwohl-Matrix“ mit den Werten: Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz und Mitentscheidung ermittelt. Die Vision besteht u.a. darin, dass Unternehmen mit einer guten Gemeinwohl-Bilanz in unserem System endlich Vorteile erhalten. Beispielsweise durch geringere Steuern, einen leichteren Zugang zu Förderungen oder Krediten oder durch Bevorzugung im öffentlichen Einkauf. Dadurch können ihre Produkte nicht nur attraktiver, sondern auch günstiger werden. (Mehr Informationen gibt es hier

Mittlerweile hat die BEG eine Regionalgruppe Gemeinwohl-Ökonomie initiiert, zu deren Pionierunternehmen u.a. ein Steinbildhauer, eine Biobäckerei und ein Versicherungsbüro gehören. Auf dem einjährigen Lernweg wurden sie durch Beate Petersen, Mitglied im ehrenamtlichen Aufsichtsrat und Gemeinwohl-Beirat der BEG begleitet. Sie ist engagierte Graswurzel-Aktivistin und überzeugt „BürgerEnergie und Gemeinwohl-Ökonomie ergänzen sich perfekt: Beides sind bereits erfolgreich praktizierte Wirtschaftsmodelle mit Zukunft, die Konfrontation durch Kooperation ersetzen und den Erfolg nicht mehr nur rein monetär messen.“

Hürden und Risiken

  • Der Kontakt zu Gewerbetreibenden verlief bisher nicht erfolgreich
  • Begrenzte Ressourcen, um in den einzelnen Städten gezielt und kontinuierlich Dächer zu akquirieren. Zwar hat die BEG die hohe Zahl von 35 ehrenamtlichen Helfern, kontinuierlich ehrenamtlich Zeit investieren jedoch nur 6-8 Personen.

Erfolgsfaktoren

  • Die BEG-58 ist gut vernetzt in Klimaschutzinitiativen
  • Die BürgerEnergieGenossenschaft hat sich eine hohe Glaubwürdigkeit erworben
  • Die Gemeinwohlbilanzmacht die gesellschaftlichen Folgen wirtschaftlichen Handelns nachvollziehbar, messbar, bewertbar und damit vergleichbar. Hilfreich ist dies zum Beispiel im Gespräch mit Bürgermeistern 
  • Die BEG-58 ist durch die guten Kontakte zu Kommunen in den Orten bekannt und gilt als erfahrener und zuverlässiger Partner
  • Die Ansprechpartner in Kommunen und Wohnungsgesellschaften sind am Klimaschutz interessiert.
  • Kommunen sparen eigene Investitionen in Photovoltaikanlagen. 
  • Die intrinsische Motivation der Handelnden. 
  • Ihr Engagement gibt den Handelnden Sinn

Technische Details

88 Photovoltaikanlagen (Stand Juli 2017) mit insgesamt 2.685 kWp in der Größe von 10 kWp bis 185 kWp auf dem Dach der Fritz-Steinhoff-Gesamtschule in Hagen-Boele. 2016 wurden 1.685 MWh Solarstrom erzeugt. Bei Ersatz von Braunkohlestrom würden 1.870 t CO2 eingespart.

Solar-Watcher-Software siehe http://www.solar-watcher.de.

Material und Fotos

Informationen zum Gemeinwohlbericht der BürgerEnergieGenossenschaft (BEG)

Liste der Dachgeber der BürgerEnergieGenossenschaft

Ansprechpartner für Fragen
Die BEG-58 ist ein Zusammenschluss von Bürgern, Unternehmen und Organisationen aus der Region zu einer Genossenschaft. Ihr Anliegen ist, Klimaschutz vor Ort und für jedermann möglich zu machen. Die Mitglieder bauen erneuerbare Energieanlagen in Hagen, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und seit 2017 auch in Bochum. Die BEG-58 wurde 2010 gegründet, im Juli 2017 sind es 286 Mitglieder mit einer Einlage von 1,146 Mio. €. 

BürgerEnergieGenossenschaft eG
c/o Rolf Weber
Gustav-Vorsteher-Str. 20
58300 Wetter (Ruhr)
rolf.weber@beg-58.de
http://www.beg-58.de

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