31. März 2022

Bürgerenergie fördert Klimaschutz und kann Frieden sichern

Das Landesnetzwerk Bürgerenergiegenossenschaften Rheinland-Pfalz e.V. feiert zehnjähriges Jubiläum.

Der Idee einer dezentralen und demokratischen Energiewende hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien mehr Gehör zu verschaffen, mit diesem Ziel ist das Landesnetzwerk Bürgerenergiegenossenschaften Rheinland-Pfalz e.V. (LaNEG e.V.) bei seiner Gründung angetreten. Im März 2022 begeht die „Stimme der Bürgerenergie“ in Rheinland-Pfalz ihr zehnjähriges Jubiläum. 

Durch den Angriff Russlands auf die Ukraine ist die Notwendigkeit einer entschlossenen Energiewende aktueller denn je. „Wir erfahren direkt, wie wichtig es ist, unabhängig von fossilen Brennstoffen zu werden“, sagt Dr. Verena Ruppert, die Leiterin der Landesgeschäftsstelle. Neben dem Klimaschutz sei die Friedenssicherung der Antrieb von Menschen, sich in Bürgerenergiegenossenschaften zu engagieren. „Jetzt stehen wir fassungslos da, denn wir könnten so viel weiter und so viel unabhängiger sein“, kritisiert Dr. Ruppert die Energiepolitik im Bund in den letzten Jahren. Umso mehr komme es darauf an, „dass der Ausbau der Erneuerbaren schnell Fahrt aufnimmt – und das geht nur mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern.“

Die Energieministerin von Rheinland-Pfalz, Katrin Eder, gratuliert dem Landesnetzwerk herzlich zum 10-jährigen Jubiläum. „Bürgerinnen und Bürger erkannten von Anfang an die Chancen der Erneuerbaren Energien und investierten mit dem Ziel, durch eigene Energieprojekte vor Ort unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Gerade die jüngsten Ereignisse unterstreichen nachdrücklich dieses bürgerschaftliche Engagement für eine dezentrale Energiewende“, betont Energieministerin Katrin Eder. „Bürgerenergiegenossenschaften bieten Menschen die Möglichkeit, sich bereits mit kleinen Beträgen am Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beteiligen. Sie verwirklichen Energieprojekte in erster Linie lokal und sind regional aktiv. Damit stärken sie die regionale Wertschöpfung und die Akzeptanz der Energiewende“, erläutert Ministerin Eder und führt weiter aus: „Wir fördern das Landesnetzwerk Bürgerenergiegenossenschaften von Beginn an, denn Bürgerenergiegenossenschaften sind für uns wichtige Akteure bei der Umsetzung der Energiewende“. 

LaNEG ist bundesweit das erste Netzwerk von Energiegenossenschaften und Vorbild für andere Gründungen. In Rheinland-Pfalz ist LaNEG gut vernetzt und vertritt die Interessen der Bürgerenergie in verschiedensten Bereichen. So ist das Landesnetzwerk seit 2013 Mitglied im Energiebeirat des Lan-des, seit 2015 im Klimaschutzbeirat. LaNEG ist Mitgründer des Landesverbandes Erneuerbare Energien Rheinland-Pfalz/Saarland, in dem sich Verbände und Organisationen der Erneuerbaren Energien zusammengeschlossen haben. 

Besonders stolz ist Dr. Ruppert, dass das Landesnetzwerk das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) mitinitiiert und mitgegründet hat und seit Jahren begleitet. Die Dachorganisation der Bürgerenergie-Akteur:innen ist Impulsgeber sowie politische Interessenvertretung der Bürgerenergie. „Viele der Weichenstellungen und Rahmenbedingungen für die Energiewende und die Arbeit von Energiegenossenschaften ist Bundes- und Europapolitik“, begründet Ruppert das Engagement. So habe man zusammen mit dem Bündnis Bürgerenergie und anderen Akteuren In Europa mithelfen können, dass die Europäische Union die zukunftweisende Erneuerbare-Energien-Richtlinien beschlossen hat.

Mobilität in Gemeinschaft

Ein Meilenstein der Arbeit war die Gründung der Dachgenossenschaft Vianova eG im Jahr 2020, die sich aus einer LaNEG-Arbeitsgruppe heraus entwickelt hat. Diese e-Carsharing-Gemeinschaft will die Verkehrswende voranbringen und fördert durch Dienstleistungen „Mobilität in Gemeinschaft“. In der LaNEG- Geschäftsstelle widmet sich Dr. Philipp Veit in einem zweijährigen Projekt dem Thema Mobilitätswende. Ein Baustein ist der Kurs „Mobilitätswende und Klimaschutz“ an Volkshochschulen in Rheinland-Pfalz, der Menschen für klimaschonende Mobilitätslösungen sensibilisieren möchte. „Die Energiewende wird nur mit einer Verkehrswende gelingen“, sagt Projektleiter Dr. Veit. „Allein der Umstieg auf Elektromobilität reicht nicht. Deshalb fördern wir die Idee der gemeinsamen Mobilität durch e-Carsharing.“

Bessere Rahmenbedingungen für Bürgerenergie

Von 12 auf 28 Mitglieder ist das Landesnetzwerk in den letzten zehn Jahren gewachsen. Dr. Verena Ruppert hätte sich ein stärkeres Wachstum gewünscht. „Durch die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind Projekte in den letzten Jahren komplexer und schwieriger geworden. Gründungsinitiativen hatten es da schwer.“ So ist die Einspeisevergütung für Strom aus Solaranlagen so stark gesenkt worden, dass zum Beispiel eine Photovoltaikanlage auf einer Logistikhalle mit wenig Stromverbrauch nicht mehr wirtschaftlich zu realisieren ist. Manche Energiegenossenschaften stagnierten deshalb in ihrer Entwicklung. Andere haben sich aufgemacht, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Deshalb sei der Aufbau und Austausch von Wissen über Workshops und Publikationen ein wichtiger Teil der Arbeit des Landesnetzwerkes. Dr. Ruppert hofft, dass sich mit dem sogenannten Osterpaket der Bundesregierung die Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien verbessern und die Bürgerenergiegenossenschaften wieder richtig loslegen können.

Mehr Teilhabe als Zukunftsaufgabe

Eine große Herausforderung ist für die Leiterin der Landesgeschäftsstelle, in der Bürgerenergie neue Zielgruppen zu gewinnen. „Wir brauchen mehr junge Menschen, Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund in der Bürgerenergie.“ Energiegenossenschaften haben nach ihrer Meinung viel zu bieten, nämlich die Teilhabe an der der Energiewende und ihre praktische Umsetzung. Doch brauche es mehr Engagement, um Menschen zu informieren, zu motivieren und zu aktivieren.  Wenn das sogenannte Energy Sharing aus den Erneuerbare-Energien-Richtlinien der EU auch in Deutschland umgesetzt wird, können Menschen sich in Energiegemeinschaften zusammenschließen und gemeinsam Energie erzeugen, vertreiben und verbrauchen. „Das Energy Sharing sinnvoll auszugestalten wird eine wichtige Zukunftsaufgabe sein – und kann noch viel mehr Menschen aktivieren“, so Dr. Ruppert.

Angesichts der aktuellen Coronasituation wird LaNEG das Jubiläum auf der Mitgliederversammlung am 06.05.2022 in Mainz begehen.

 

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