21. Januar 2021

Schlüsselrolle: Bürgerenergie bleibt wichtiger Treiber der Energiewende

Doch Bürgerbeteiligung an Energiewende sinkt, während Fonds, Banken und große Energieversorger zulegen.

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Für eine erfolgreiche Energiewende in Deutschland spielen die Bürger*innen weiterhin eine wichtige Rolle. Fast ein Drittel der installierten Leistung von Anlagen zur Stromerzeugung aus Wind-, Solar- und Bioenergie sowie aus Wasserkraft und Erdwärme befinden sich im Eigentum von Privatpersonen. Nimmt man die Landwirt*innen hinzu, sind es sogar mehr als 40 Prozent, so eine neue Studie des Instituts trend:research. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Bürgerenergie bei der Windenergie an Land, Photovoltaik und bei Biogas. Bei der Windenergie an Land kommen Privatleute und Landwirt*innen auf einen Anteil von 40,6 Prozent. Beim Solarstrom vereinen sie sogar 48 Prozent der installierten Leistung auf sich. Doch Strom aus Photovoltaikanlagen ist auch für Gewerbetreibende besonders attraktiv. Sie sind hier mit rund 25 Prozent stark vertreten.

Fonds und Banken statt Bürgerenergie

Allerdings sinkt der Anteil der Bürgerenergie gegenüber den Vorjahren. Vor zehn Jahren war noch mehr als die Hälfte der installierten Leistung in Bürger*innenhand. Erhöht hat sich der Anteil Gewerbetreibender, großer Unternehmen, von Energieversorgern sowie von Fonds und Banken. „Zu Beginn der Energiewende waren es vor allem die Bürger*innen in Deutschland, die die wirtschaftlichen Chancen der Erneuerbaren Energien erkannt haben“, so Dr. Robert Brandt, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. Für Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy ist die Umfrage ein Weckruf. „Die Energiewende muss dezentral, demokratisch und vielfältig bleiben, man darf sie nicht ‚Big Money‘ überlassen.“ 

Bei den Anteilen am Zubau zeigt sich deutlich, wie sich die Eigentümerstruktur von der Bürgerenergie zugunsten größerer Investoren verschiebt. Zum ersten Mal bildeten die Privatpersonen im Jahr 2019 mit 18 Prozent nicht mehr die größte Gruppe beim Bau neuer Anlagen. Fonds und Banken übernahmen den Spitzenplatz mit 21 Prozent. Rechnet man die Landwirt*innen hinzu, kommt die Bürgerenergie bei den Neuanlagen nur noch auf etwa ein Viertel. Es sei positiv, dass große Player auf dem Finanzmarkt und auch Energiekonzerne – lange die Bremser der Energiewende – lieber Geld in saubere Kraftwerke investieren, so Marcel Keiffenheim. „Dies hat aber eine Schattenseite: Die über viele Jahrzehnte wichtigste Akteursgruppe droht vielerorts ins Hintertreffen zu geraten – oder zieht sich frustriert zurück. Dabei sind es gerade die engagierten Menschen aus der lokalen Bürgerenergie, die Windparks auch dort ins Laufen bringen, wo Großunternehmen aus Profitgründen abwinken.“

 

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